Um die Potenziale, die sich durch die Geldanlage eröffnen, optimal ausschöpfen zu können, ist eine durchdachte Anlagestrategie notwendig. Dabei ist die Diversifikation eines der wohl wichtigsten Konzepte, um das Verlustrisiko des eingesetzten Kapitals weitestgehend zu minimieren. Deutsche Privatanleger richten ihre Strategie zwar auf dieses Anlageprinzip aus, jedoch mit einer entscheidenden Ausnahme – große Teile des Aktieninvestments fließen in Beteiligungen an deutschen Unternehmen. Was der Home Bias ist und inwiefern sich diese Form der Heimattreue auf die erwartete Rendite auswirken kann, erfahren Sie im folgenden Beitrag. TGI Finanzpartner klärt auf!
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Home Bias?
Setzen Anleger in ihrem Portfolio einen zu großen Fokus auf heimische Aktien, führt die unzureichende Streuung der Geldanlage zu einem erhöhten Klumpenrisiko. Anstatt das Geld über unterschiedliche Wertpapiere, Branchen und Regionen hinweg zu verteilen (Vermögensallokation), wird vornehmlich in heimische Aktien investiert. Dieses Phänomen, dass sich auch in Deutschland beobachten lässt, wird als Home Bias bezeichnet.
„Bias“ ist ein Begriff aus der Verhaltensökonomie und ist das englische Wort für Verzerrung. Im Falle der Geldanlage ist damit eine irrationale Verhaltensweise gemeint. Denn die Übergewichtung von heimischen Aktien im Portfolio erfolgt nicht aufgrund von objektiven Faktoren, sondern vielmehr auf Basis von irrationalen Beweggründen. Der DAX gehört in Deutschland zu einer der beliebtesten Indizes. Anleger investieren nicht nur hierzulande gerne in Branchen und Unternehmen aus der Region, deren Geschäftsmodelle und Marken ihnen vertraut sind. Es handelt sich hierbei um ein internationales Phänomen. Die Fokussierung auf den Heimatmarkt birgt ein ökonomisches Risiko. Denn der Home Bias sorgt für eine hohe Abhängigkeit, die sich auf die Wertentwicklung von einem einzigen Index bezieht und dadurch Renditepotenziale verschenkt.
Warum kostet der Home Bias Rendite?
Die Konzentration des Anlageportfolios auf den heimischen Markt läuft dem Prinzip der Diversifikation zuwider. Mit Blick auf den deutschen Markt nimmt das Home-Bias-Phänomen eine gewichtige Rolle ein. In bestimmten Märkten, wie beispielsweise in den USA, ist der Effekt des Home Bias aufgrund der internationalen Verflechtungen der Geschäftsmodelle relativ gering. Beim DAX ist die Situation jedoch eine andere. Einerseits ist der DAX mit den 40 größten an der Börse notierten Unternehmen ein vergleichsweise kleiner Aktienmarkt. Zum anderen hat der DAX-Anleger in den vergangenen 5 Jahren zwar rund 45 Prozent Rendite erwirtschaften können, jedoch fällt die Rendite im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich gering aus. Im Vergleich dazu hat der US-amerikanische Leitindex S&P 500 im gleichen Zeitraum mehr als 85 Prozent erwirtschaften können. Dies ist nahezu das Doppelte an Rendite gegenüber dem DAX.
Hinzu kommt noch die Tatsache, dass der DAX viele konjunktursensible Titel aus der Automobil- und Industriebranche beinhaltet. Diese Wirtschaftszweige weisen eine historische Abhängigkeit zum Energiesektor auf. Deutschland ist demnach ein energieintensives Land. Kommt es dann wie zum aktuellen Zeitpunkt geschehen (Stand 22. Juli 2022) zu Lieferengpässen oder Einschränkungen von Energiegütern (z. B. Gas), dann wirkt sich das direkt auf die Konjunkturaussichten aus. Rezessionsängste verunsichern Investoren und der DAX sinkt. Ist das Anlageportfolio deutscher Anleger dann überproportional auf den deutschen Aktienmarkt ausgerichtet, dann führt die fehlende internationale Streuung zu Renditeeinbußen. Deutsche Anleger, die dem Home Bias unterliegen, verschenken somit große Renditepotenziale und sind konjunkturellen Schwankungen (z. B. ausgelöst durch Energieknappheit) ausgesetzt.
Wie lässt sich der Home Bias vermeiden?
Aufgrund von geopolitischen Ereignissen und finanzpolitischen Entscheidungen präferieren Anleger ihr Geld vorzugsweise in heimische Aktienmärkte zu investieren. Die regionale Nähe wird dabei mit einem vermeintlichen Informationsvorsprung und der Reduktion von globalen Risiken gleichgesetzt. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Denn eine Diversifikation auf internationaler Ebene mindert das Portfoliorisiko weit effektiver als die überproportionale Fokussierung auf heimische Aktien. Gerne beraten wir Sie, um dem Home Bias vorzubeugen und einen globalen Anlageansatz zu wählen.
Um die oben genannten Fallstricke zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen eine individuelle Beratung! Wir stehen Ihnen in unseren Büros, in Kiel und Hamburg, gern für ein persönliches Gespräch zur Verfügung! Oder vereinbaren Sie einen Termin für unsere „virtuelle Präsenzfiliale“