“Charmanter Altbau mit individueller Architektur in zentraler Lage”. Diese Wohnungsbeschreibung eines Maklers klingt für viele Menschen erst einmal nicht schlecht. Das muss sie auch nicht zwingend sein. Trotzdem sollte man bei blumigen Ausführungen dieser Art etwas vorsichtig sein. Makler verkaufen schließlich nicht nur eine Immobilie, sondern ein neues Zuhause und damit ein Inserat zwischen all den verfügbaren Angeboten nicht untergeht, darf bei Immobilieninseraten gern auch mal ein bisschen Kreativität und Emotion zum Einsatz kommen.
Maklersprache – Was bedeuten die Beschreibungen wirklich?
Damit Sie Immobilieninserate in Zukunft besser deuten können, kann es hilfreich sein sich mit den gängigen Beschreibungen von Maklern zu beschäftigen. Wir haben Ihnen acht der häufigsten Formulierungen und ihre Bedeutungen zusammengetragen – so können Sie optimal vorbereitet in die Immobiliensuche oder das nächste Maklergespräch starten.
“Aufstrebendes Viertel”
Die Lage einer Immobilie ist ein wichtiger Faktor für die Wahl eines Interessenten. Das wissen auch die Makler. Häufig wird eine Wohnung mit der Lage in einem “aufstrebenden Viertel” angepriesen. Diese Beschreibung soll suggerieren, dass die Wohnung in einem zukünftigen Szeneviertel liegt, das belebt ist und viele kulturelle und gastronomische Möglichkeiten bietet. Aber Vorsicht: Selbst, wenn diese vage Prognose eines Maklers stimmt, heißt das nicht, dass aus diesem Viertel in den nächsten Jahren ein neues Szeneviertel wird. Solche Prozesse brauchen ihre Zeit. Im schlimmsten Fall bedeutet “aufstrebendes Viertel” sogar, dass man mit einer Unmenge an Baustellen und jeder Menge Baulärm rechnen muss.
“Außergewöhnliche Architektur”
Makler beschreiben den Grundriss ihrer Objekte gerne mal mit Floskeln wie “außergewöhnliche Architektur”, “extravagant geschnittene Wohnung” oder “individueller Grundriss”. Bei solchen Beschreibungen sollte man hellhörig werden, oftmals sind diese Objekte nämlich extrem unvorteilhaft geschnitten. Von schrägen Wänden bis zu Wohnraum, der durch zu viele Verwinkelungen keinen Platz mehr für Möbel bietet, kann einen Interessenten hierbei alles erwarten. Natürlich kann eine “außergewöhnliche Architektur” auch im positiven Sinne außergewöhnlich sein, das kommt vor allem auch auf die individuellen Vorlieben der Interessenten an.
Um sicherzugehen wie die Aufteilung einer Immobilie tatsächlich ist, können Sie die Baupläne der Immobilie einsehen. In den Bauplänen finden Sie den Grundriss der verschiedenen Etagen und Zimmer. Im Zweifel klärt sich die Frage über den Grundriss natürlich auch mit einer Besichtigung.
“Charmanter Altbau”
Viele Menschen denken bei dem Wort Altbau an gepflegte alte Holzböden und hohe Decken mit Stuck-Verzierungen. Das ist der Idealfall. Altbau kann aber auch einfach nur eines bedeuten: alt. Mit Beschönigungen wie “charmanter Altbau” oder “gut erhaltener Altbau” werden zum Teil auch einfach nur Objekte angepriesen, die lange nicht mehr modernisiert wurden. Häufig müssen genau diese Objekte vor dem Einzug erstmal grundlegend saniert werden. Auch Beschreibungen wie “aufwendig sanierter Altbau” bedeuten nicht, dass der Altbau in einem guten Zustand ist. Hier wurde im Zweifel aus einer heruntergekommenen Wohnung nur eine Immobilie gemacht, die zumindest bewohnbar ist. Von dem gewünschten Altbauflair, den wir uns für unsere Traumwohnung vorstellen, fehlt dabei noch immer jede Spur.
“Hochwertig”
In Inseraten werden gerne Adjektive verwendet, die viel versprechen. “Hochwertig” ist eines davon. Es steht für eine Ausstattung mit sehr hoher Qualität und weckt beim Interessenten die Vorstellung einer Immobilie im höheren Preissegment. Ob das Objekt diesen Vorstellungen tatsächlich entspricht, erfährt man erst bei der Besichtigung. Was das Wort “hochwertig” in der Maklersprache aber auf jeden Fall mit sich bringt, sind hohe Preise. Damit kann man als Interessent also schon einmal rechnen.
“Liebhaberobjekt” oder “renovierungsbedürftig”
“Liebhaberobjekt” klingt irgendwie nett. Was damit gemeint ist, erfüllt für die meisten Menschen aber nicht die Anforderungen an eine neue Bleibe. Wer ein “Liebhaberobjekt” erwirbt, muss nämlich noch jede Menge Arbeit in das Objekt stecken. Für Hobbyhandwerker und Schnäppchenjäger mag dies seinen Reiz haben, die meisten potenziellen Käufer fühlen sich davon aber eher abgeschreckt. In einigen Objektbeschreibungen finden sich jedoch auch transparentere Ausdrücke, die die Immobilie als “renovierungsbedürftig“ bezeichnen. Wenn dieses Wort schon in der Ausschreibung verwendet wird, können Sie damit rechnen, dass einige Renovierungsarbeiten und Sanierungsmaßnahmen auf Sie zukommen können.
“Mitten im Grünen”
Wer nach einem neuen Heim auf dem Land sucht, kann mit dieser Beschreibung wirklich glücklich werden. Dabei muss man aber beachten, dass dieser Ausdruck in der Maklersprache meistens impliziert, dass man wirklich nur von Grünem umgeben ist. Das bedeutet, dass man nicht mit nahegelegenen Supermärkten, Schulen oder Shoppingcentern rechnen kann. Die Infrastruktur kann in solchen Umgebungen zu wünschen übriglassen und man ist häufig auf ein Auto angewiesen. Wer das ruhige Landleben und die idyllische Zurückgezogenheit in der Natur liebt, kann mit der Beschreibung “mitten im Grünen” aber auch einen Volltreffer landen.
“Ruhige Lage”
Bei der “ruhigen Lage” verhält es sich ähnlich wie mit der Angabe “mitten im Grünen”. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit liebt, kommt auf seine Kosten. Alle, die etwas mehr Gesellschaft brauchen, sollten bei dieser Beschreibung vorsichtig sein. Möglicherweise befindet sich das Objekt zum Beispiel meilenweit vom Stadtzentrum entfernt und ist nur mit dem Auto zu erreichen.
“Zentrale Lage” oder “verkehrsgünstig”
“Zentrale Lage” ist wahrscheinlich eines der beliebtesten Verkaufsargumente von Maklern. Zentral möchten viele Menschen wohnen. Das Problem hierbei ist aber, dass zentral gelegene Immobilien häufig auch mit mehr Lärm und Schmutz einhergehen. Das betrifft auch die Aussage “verkehrsgünstig”. Die Verkehrsanbindung mag bei solchen Objekten zwar sehr gut sein, dafür muss man damit rechnen, dass man an einer belebten Straße oder an einer Bahnstrecke wohnt.
Maklersprache kennen und selbst informieren
Viele Begriffe in der Maklersprache beschönigen die Lage, den Zustand oder die Ausstattung einer Immobilie. Fast jede Wohnung wird in den Beschreibungen zum Beispiel als “großzügig” oder “gut geschnitten” bezeichnet. Deshalb sollte man bei der Suche nach einer passenden Wohnung oder einem passenden Haus nicht zu leichtgläubig sein. Hilfreich kann es vor allem sein, wenn man sich vorab selbst gut informiert. Dafür sollte man zum einen den Markt analysieren und Preise vergleichen und zum anderen noch einige Zusatzinformationen über ein Objekt selbst einholen. So kann man sich die Lage vorab im Internet ansehen oder aber an dem Objekt vorbeifahren, um in aller Ruhe die Umgebung auszukundschaften.
Nicht jede Beschreibung für Wohnungen und Häuser wird von Maklern beschönigt und weicht so extrem von dem realen Zustand der Immobilie ab. Wichtig ist nur, dass man sich bewusst macht, dass nicht jedes Objekt so groß, schön oder gut gelegen sein muss, wie in der Beschreibung angegeben.
