Wieso entwickelt sich die Prämie der Gebäudeversicherung so rasant nach oben?

Wieso entwickelt sich die Prämie der Gebäudeversicherung so rasant nach oben?

| von TGI Finanzpartner

Welche Berechnungskennzahlen haben einen Einfluss auf die Prämie meiner Wohngebäudeversicherung?

In der Regel werden Wohngebäude mit einer Wohngebäudeversicherung abgesichert gegen die Gefahren Feuer, Sturm, Hagel und Leitungswasser, sinnvollerweise auch gegen Elementarschäden.
Branchenweit sind die Beiträge in den letzten Jahren gestiegen, zuletzt merklich und sprunghaft von 2022 auf 2023.

TGI klärt auf, warum dies so ist und welche Faktoren dem zugrunde liegen.

Gleitender Neuwert

Was ist eine „gleitende Neuwertversicherung“?

Eine gleitende Neuwertversicherung ist eine Art der Wohngebäudeversicherung, die sicherstellt, dass die Versicherungssumme immer dem aktuellen Neuwert des Gebäudes entspricht. Im Gegensatz zur klassischen Neuwertversicherung, bei der die Versicherungssumme aufgrund von veralteten Schätzungen möglicherweise nicht ausreichend ist, passt die gleitende Neuwertversicherung die Versicherungssumme automatisch an den aktuellen Neuwert des Gebäudes an.

Die Versicherungsgesellschaft berechnet den Neuwert des Gebäudes anhand von verschiedenen Faktoren wie z.B. der Größe des Gebäudes, dem Baumaterial, dem Baujahr, dem Standort, dem Baupreisindex und anderen Faktoren. Auf Basis dieser Informationen wird eine Versicherungssumme festgelegt, die der aktuelle Neuwert des Gebäudes zum Zeitpunkt des Abschlusses der Versicherung widerspiegelt.

Im Laufe der Zeit kann sich der Neuwert des Gebäudes aufgrund von Baupreisänderungen, Inflation oder anderen Faktoren ändern. Die gleitende Neuwertversicherung stellt sicher, dass die Versicherungssumme immer dem aktuellen Neuwert des Gebäudes entspricht, indem sie regelmäßig den Versicherungsschutz anpasst und die Versicherungssumme erhöht, um sicherzustellen, dass der Versicherungsnehmer im Falle eines Schadens ausreichend entschädigt wird.

Wert 1914

Was bedeutet „Wert 1914“?

Der Wert 1914 bezieht sich auf einen Referenzwert für die Berechnung von Neuwerten von Gebäuden und Immobilien. Es bezieht sich auf das Jahr 1914 und war ein Referenzjahr für den Baukostenindex in Deutschland. Der Wert 1914 dient als Basisjahr für die Berechnung von Veränderungen in den Baukosten im Laufe der Zeit.

Zur Berechnung des Neuwerts einer Immobilie werden die Baukosten des Gebäudes im Jahr 1914 als Ausgangswert genommen und dann anhand des Baupreisindexes und anderer Faktoren wie z.B. Materialkosten, Arbeitskosten, Inflation und Standort angepasst.

Der Wert 1914 wird oft in der Wohngebäudeversicherung verwendet, um die Versicherungssumme und die Prämie für die Versicherung zu berechnen. Die Versicherungssumme wird dabei auf den Neuwert des Gebäudes bezogen auf das Jahr 1914 festgelegt und dann mit einem Anpassungsfaktor versehen, um sicherzustellen, dass sie dem aktuellen Neuwert entspricht.

Anpassungsfaktor

Welche Faktoren sind relevant bei der Prämienberechnung?

Der Anpassungsfaktor und der Baupreisindex sind zwei wichtige Faktoren, die bei der Berechnung der Prämien für Wohngebäudeversicherungen berücksichtigt werden.

Der Anpassungsfaktor berücksichtigt Veränderungen in den Baukosten im Laufe der Zeit. Er wird verwendet, um sicherzustellen, dass die Versicherungssumme angemessen ist und dass der Versicherungsnehmer im Falle eines Schadens ausreichend entschädigt wird. Wenn die Baukosten steigen, steigt auch der Anpassungsfaktor, und die Versicherungsprämie wird entsprechend angepasst. In Wohngebäudepolicen, in denen die Versicherungssumme nach dem Wert 1914 berechnet sind, errechnet sich die Versicherungssumme durch Multiplikation des Werts 1914 und des Anpassungsfaktors.

Beispiel:

2022 = 100 Mark (Wert 1914) X 20,97 (Anpassungsfaktor 2022) = 2.097 €

2023 = 100 Mark (Wert 1914) X 24,06 (Anpassungsfaktor 2023) = 2.406 €

Diese Indexübermittlung wird durch den GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ermittelt und gilt für alle Versicherer. Daher ist dies keine individuelle Preiserhöhung des Versicherers und löst auch kein Sonderkündigungsrecht aus. Der Anpassungsfaktor (in einigen alten Tarifen auch „gleitender Neuwertfaktor“ genannt) setzt sich zu 80% aus dem Baupreisindex und zu 20% auch aus der der Entwicklung des Tariflohnindexes für das Baugewerbe zusammen.

Faktor 2

Was ist der Baupreisindex?

Der Baupreisindex ist ein Indikator für die Veränderungen der Baukosten im Laufe der Zeit. Er wird von verschiedenen Organisationen berechnet und kann je nach Standort und Region variieren. Wenn der Baupreisindex steigt, steigen auch die Baukosten und der Anpassungsfaktor, was zu höheren Prämien für Wohngebäudeversicherungen führen kann.

Der Baupreisindex wird von verschiedenen Organisationen berechnet, wie zum Beispiel von Statistikämtern oder von privaten Unternehmen, die sich auf die Berechnung von Baupreisindizes spezialisiert haben. Der Baupreisindex basiert in der Regel auf einer Stichprobe von Bauprojekten, die repräsentativ für den Markt sind, und berücksichtigt Veränderungen in den Preisen von Materialien, Arbeitskräften und anderen Aufwendungen, die mit dem Bau und der Reparatur von Gebäuden verbunden sind.

Die genaue Berechnung des Baupreisindex hängt von der spezifischen Methode ab, die von der Organisation verwendet wird, die den Index berechnet. In der Regel werden jedoch die Preise einer definierten Auswahl von Bauprojekten erhoben und in Relation zu einem Basisjahr gesetzt, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu messen.

Faktoren, die den Baupreisindex beeinflussen:

Baukosten: Veränderungen in den Kosten für Materialien, Arbeitskräfte und andere Aufwendungen, die mit dem Bau und der Reparatur von Gebäuden verbunden sind.

Inflation: Veränderungen des allgemeinen Preisniveaus aufgrund von Inflation oder Deflation.

Technologischer Fortschritt: Veränderungen in der Technologie und der Baupraxis, die zu Kostenänderungen führen können.

Regionale Unterschiede: Veränderungen in den Baukosten aufgrund von regionalen Unterschieden in der Verfügbarkeit von Materialien, Arbeitskräften und anderen Faktoren.

Fazit

Unsere Empfehlung

Wir empfehlen eine regelmäßige Überprüfung der Wohngebäudeversicherung. Beispielsweise bei dem Erwerb eines Hauses übernehmen Sie in der Regel mit dem Kaufvertrag zunächst die Versicherung des Vorbesitzers, damit keine Deckungslücke entsteht und das Haus eventuell unversichert ist. Nach grundbuchlicher Eigentumsübertragung haben Sie eine Frist von vier Wochen zur Sonderkündigung und zum Wechsel des Versicherers. In dieser Zeit sollten Sie den Inhalt der Police des Vorbesitzers prüfen. Oft sind Anbauten oder auch Ersatzbauten nicht nachgemeldet worden in der Vergangenheit, Sie könnten unterversichert sein.

Immer wenn Sie in größeres Umbauprojekt starten wollen, dann sollten Sie Ihre Police überprüfen und diesen Umbau melden, um nicht etwaige Obliegenheiten zu verletzten und im schlimmsten Fall ohne Absicherung dazustehen.

Manche Tarifwerke sind veraltet. Der technologische Fortschritt im Hinblick auf z. B. Photovoltaik, Solarthermie oder auch Smart Home Komponenten sollte auch in der Wohngebäudeversicherung berücksichtigt sein.

Wenden Sie sich sehr gern an unsere Berater, die Ihre Police auch inhaltlich mittels verschiedenster Vergleichssoftware prüfen können.

Alle TGI Newsartikel