Hoffnung für Prokon-Anleger?

Für die Anleger des Windkraftbetreibers Prokon klingt die Nachricht fast zu schön um wahr zu sein, aber angeblich ist das Unternehmen gar nicht Pleite. Das Prokon-Management hat zwar die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt, bislang hat das zuständige Gericht diesem Wunsch aber noch nicht entsprochen. Windenergie Bisher wurde lediglich ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, was nicht zwangsläufig zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens führen muss.

Tatsächlich kann man im Fall Prokon nicht von Zahlungsunfähigkeit sprechen, bislang ist der Windkraftbetreiber nämlich noch niemandem etwas schuldig geblieben. Löhne und Gehälter wurden ebenso bezahlt wie Sozialversicherungsbeträge und die Rechnungen der Lieferanten. Das Geschäftsmodell von Prokon funktionierte immerhin knapp 18 Jahre, eine lange Zeit, in der sowohl die Banken als auch die Kleinanleger ordentliche Profite einfuhren.

Vertrauensverlust und zu hohe Renditeversprechen

Die aktuellen Probleme von Prokon sind vor allem auf einen plötzlichen Vertrauensverlust seitens der Investoren zurückzuführen. Sie forderten innerhalb kürzester Zeit knapp 200 Mio. Euro zurück – soviel konnte Prokon aber nicht auszahlen. Das Management zog die Notbremse und stellte unverzüglich einen Insolvenzantrag um sich nicht der Insolvenzverschleppung schuldig zu machen.

Zurzeit untersuchen der vorläufige Insolvenzverwalter und drei Rechtsprofessoren, ob das Unternehmen wirklich zahlungsunfähig ist. Die Prüfung kann bis zu drei Monate dauern und das Ergebnis ist noch völlig offen, schließlich drehen sich die Windräder zwischenzeitlich weiter und spülen fortlaufend Einnahmen in die Prokon-Kassen.

Geldanlage in WindenergieEntgegen anderslautender Meldungen beruht das Geschäftsmodell von Prokon nicht auf einem Schnellballsystem. Das Unternehmen hat reale Sachwerte geschaffen und mehr als 300 Windkraftanlagen hochgezogen. Problematisch erscheint vielmehr das hohe Renditeversprechen. Mit 8% Zinsen wurden Anleger für Investitionen in Windkraft, Biomasse und Holzverarbeitung geworben, nach Einschätzung vieler Experte wirft das reale Geschäft jedoch nicht soviel ab.

Was auf Wirtschaftslaien völlig unsinnig wirkt – ein Unternehmen zahlt dauerhaft mehr Geld an seine Anleger aus als es selbst verdient – ist in der freien Wirtschaft gar nicht selten. Prokon spekulierte auf den zunehmenden Wertzuwachs seines Vermögens. Das war durchaus realistisch, schließlich können Windkraftanlagen in Abhängigkeit von der Nachfrage ebenso im Wert steigen wie Immobilien.

Prokon verfügt über hohe Sachwerte und konnte durch den Verkauf seine Anleger auszahlen

Das Unternehmen taxierte den Wert seiner Anlagen im Sommer 2013 auf knapp 894 Millionen Euro, die offizielle Bilanz wies lediglich einen Wert von 800 Mio. Euro aus. Es scheint durchaus möglich, dass Prokon noch über stille Reserven verfügt.

Zurzeit ist das Unternehmen zwar nicht in der Lage die Anleger auszuzahlen, langfristig könnte es aber Teile des Betriebsvermögens veräußern und aus den Erlösen die Ansprüche der Gläubiger bedienen. Für die Kleinanleger besteht also noch Hoffnung mit einem blauen Auge davonzukommen.

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Fotos: wajan; openlens / 123RF Stock Foto

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